Nach langem Betteln haben sie es uns erlaubt!
Wir, Männer, durften das erste Mal alleine wegfahren. Oder dachten unsere
Liebsten vielleicht, dass es in Norwegen für sie zu kalt währe oder die
Übernachtungen und das Leben einfach zu rustikal ausfallen würden?
Für Navis hier die gefahrene Route in verschiedenen Dateiformaten zum
downloaden:
gdb-V2,
gdb-V3,
gpx
Es
war soweit, Montag 8.Juni 5:00 Uhr, Abfahrt von der Tankstelle in Oberaula. Da fehlt doch noch
einer, unser Bap.
Bei gutem Motorradwetter erreichten wir, das waren AchimI, AchimII, Dieter,
Rainer, Uwe, Walter, Werner und Gerhard, Kiel auf dem direkten Weg über die A7
gegen 12:00 Uhr.
Nochmal getankt und da war sie, die "Color Fantasie", eine der beiden Fähren der
Color Line, die täglich zwischen Kiel und Oslo verkehren. Infos zu den Fähren
findest Du
hier.
Im Bauch der Fähre mussten die Motorräder vorsorglich verzurrt werden.
Es könnte ja Sturm aufkommen.
Nachdem alles in den doch recht engen Kabinen verstaut war, wurde die Fähre unter
die Lupe genommen. Es gab viel zu sehen, alles sehr Edel.
Da der Duty Free erst nach erreichen vom internationalen Kategat öffnen würde,
wurde ein erstes Bier im Pub auf der Flaniermeile in der Fähre zu sich genommen.
Hier gab es weiterhin noch eine Geldwechselstube, ein Geschäft mit einem Angebot
von Souveniers bis Pullover, eine Tappasbar, ein edles Restaurant mit
fantastischem Ausblick aus dem Heck der Fähre auf das Meer, ein Spielcasino mit
reichlichen einarmigen Banditen und ein Cabaret. Hab ich was vergessen?
Nachdem der Duty Free geöffnet hatte, haben wir uns mit Bier versorgt und den
Rest des Tages, bis auf das Abendessen, auf Deck verbracht. Gegen 23:00 Uhr ist
dann so jedem langsam aufgefallen, dass es trotz erfolgtem Sonnenuntergang ja gar
nicht so richtig dunkel wird.
So ein Bild ist natürlich Pflicht.
Sonnenuntergang zwischen Dänemark und Norwegen irgendwann vor Mitternacht.
Am anderen Morgen am Dienstag, nach mehr oder weniger Scharchbelastung in der Nacht, wurde
auf der Fähre für ca. 10 Euro in einem Restaurant gefrühstückt, das kleine
Reisegepäck verpackt und kurz nach dem Anlegen gegen 14:00 Uhr die Fähre
verlassen.
Mit der Fahrtroute im Navi war der Weg aus Oslo absolut kein Problem. Sind
wirklich super die kleinen Dinger. Damit wird auch auf dem Motorrad der Weg
das Ziel.
Bis allerdings auf einen Wehmutstropfen. Zu Hause in der Zeitung war in der
Woche vorher das Strafmaß für verschiedene Ignorationen von Verkehrsvorgaben in
einigen europäischen Ländern bekannt gemacht worden. Diesbezüglich hatten wir
natürlich voll zugegriffen. Um es kurz zu machen, 20 km/h zu schnell = 530€, bei
dunkelrot über die Ampel = 530€, noch Fragen? Da für die Bundesstraßen
grundsätzlich 80km/h gilt, war somit einiges gleich klargestellt.
Für
den Rest des Tages hatten wir bis zu unserem beabsichtigten Ziel Andalsnes noch
gute 400km vor uns und das mit maximal 80km/h. Kurz gerechnet sind das 5h reine
Fahrzeit! Andalsnes liegt ziemlich genau in nordweslicher Richtung von Oslo
direkt an der Nordsee. Bei der durch Fjorde durchzogenen Küste darf man hier
"direkt" allerdings nicht falsch verstehen.
Aufgefallen ist uns auf der Fahrt die Veränderung der Landschaft von der leicht
hügeligen in der Gegend von Oslo bis zu den Gebirgen bei Andalsnes.
Irgendwann war es dann soweit und wir hatten unsere Hütten für die erste
Übernachtung gefunden. Auf diesem Platz standen ausschließlich Hütten.
Abendessen mit Blütentee und Obstsaft gab es reichlich aus den Topcase.
Aber halt, hätte ich fast vergessen: Kaum angekommen hat es AchimI nicht mehr
gehalten. Mit einigen Unerschrockenen musste der Trollstiegen noch an diesem
Abend erzwungen werden. Zurückgekommen sah man es AchimI an, die völlige
Entspannung, er hatte ihn wieder erleben können, den TROLLSTIEGEN.
In
den Hütten war es im Allgemeinen für 4 große Jungens mit Seitenkoffer und
Packtaschen, auch teilweise in den kommenden Tagen, recht beengt, aber gemütlich. Nach
dem jeweiligen Bezug der Hütten war die erste Aufgabe von AchimII der Aufbau der
mitgebrachten mobilen Disco. Was ist ein Urlaub ohne Musik? Das war wirklich das
i-Tüpfelchen.
Zu diesem Bild braucht nichts mehr gesagt zu werden.
Das war der Ausblick hinter unseren Häuschen in Richtung Andalsnes.
Ein gutes Frühstück leisteten wir uns am Mittwochmorgen bei der Chefin der Ferienhausanlage.
Heute nun durften wir ihn alle sehen und erleben. Das Tal, wie auf dem Bild zu
sehen, endet einfach so vor einem Steilhang, dem Trollstiegen. Die Straße windet
sich dann in Serpentinen den Berg hinauf.
Darf
natürlich nicht fehlen, ein Gruppenbild vor solcher Kulisse, auf der Brücke über den
Wasserfall des Trollstiegen. (Foto ausgelöst mit Fernauslöser)
Videos von der Fahrt auf den Trollstiegen, aufgenommen von unserem Dieter mit seiner "Onbordcamera" auf seiner
Guzzi, findest Du hier:
(Man merkt, Multimediamäßig hat der MTC einiges drauf.)
Trollstiegen bis zum Wasserfall: |
|
Am Wasserfall: |
|
und der Rest: |
Das
ist er, der Geirangefjord von oben. Mit den da unten zu sehenden Schiffen kann
man die Kreuzfahrten machen, die bei uns in der Zeitung manchmal angeboten werden.
Und die Natur!!!
Bevor wir nach einer Rast die Aussicht von dem bekannten Aussichtspunkt
Dalsnibba genießen konnten, hatte ein Troll seine Hand im Spiel gehabt. Ihm war es
gelungen einen Motorradschlüssel verschwinden zu lassen. Es geschehen wundersame
Dinge. Aber wie man so schön sagt, wer den Ärger hat braucht für den Spott nicht
zu sorgen.
Auf dem Bild ist mit einem bisschen guten Willen unten im Tal, 1500m tiefer, der Geirangefjord zu erkennen.
Dann
wurds am Nachmittag dann aber doch etwas feuchter, es hätte ja auch schlimmer
kommen können.
Wichtig war, wir hatten wieder Häuschen für die Übernachtung gefunden auf dem
Campingplatz TIL bei Byrkjelo. Mit den überall vorhandenen elektrischen
Heizungen war das Trocknen kein Problem. Hierauf kann man neidisch werden,
Norwegen hat Strom im Überfluss, fast ausschließlich erzeugt mit Wasserkraft.
Dieter, hör mir zu.
Abendessen mit Blütentee und Obstsaft gab es reichlich aus den Topcase. Hä,
hatten wir das schonmal?
Durch die besondere Raumaufteilung der Häuschen konnten die größten
Schnarchsäcke diese Nacht besonders genießen. An diesem Abend wurde auch
gefachsimpelt wie das Schnarchen entsteht und welche Methoden zur Verhinderung
zur Verfügung stehen. Aber das will ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen.
So
richtig hatte der Regen vom Vortag noch nicht aufgehört, aber es konnte heute am
Donnerstag nur besser werden.
Da der Versorgungstrupp in den Morgenstunden noch kein Brot auftreiben konnte,
bedeutete das Resteessen. Ist das das, was ich in der Überschrift mit Rustikal
bezeichnet hab? Keine Ahnung.
Nach dem Packen haben wir noch ein bisschen auf Bap gewartet und dann konnten
wir starten. Nun erlebten wir den ersten wirklich schwarzen Tunnel. Alles Licht
unserer Moppeds half nichts, es war einfach nur alles schwarz und dann
Gegenverkehr, das war wirklich heftig.
Das erste Etappenziel heute war Kaupanger. Hier verluden wir uns auf eine
Fähre, auf der wir nach knapp drei Stunden über den Sognefjorden und
Aurlandsfjorden Gudvangen erreichten.
Damit hat dieser Reisebericht fast sein Ende erreicht gäbe es nicht noch ein
paar wichtige abschließenden Informationen:
Unsere ständigen Reisebegleiter während der Fahrt auf der Fähre.
Fahrt auf dem Aurlandsfjorden.
Das Wetter hatte sich wieder gebessert und am Nachmittag hatten wir wieder
Sonnenschein.
Das Häuschen für die nächste Nacht war der Hammer. Das war nämlich ein Haus mit
allem Drum und Dran bei Ringoy Stovetun am Sorfjorden. Unter dem Dach befanden
sich die Schlafgemächer für 8 Personen und im Erdgeschoss der Reinigungs-, Versorgungs- und
Entspannungsbereich. Bei Wunschdisco und angeheiztem Gussofen fehlte hier
eigentlich nur noch Eins, aber das lassen wir mal lieber.
Nach der Rückkehr wurden von einer Liebsten ein langes blondes Haar gefunden.
Das lassen wir auch mal so stehen.
Blick vom Außenbereich der Villa auf den Sorfjorden.
Freitagmorgen, wieder kein Brot/Brötchen zur für uns normalen Zeit zu kriegen.
Darum musste Dieter sein Knäckebrotvorrat dran glauben und in der größten Not
schmeckt die Stracke auch ohne Brot.
Irgendwie merken wir so langsam, dass die Uhren in Norwegen nicht nur anders
sondern auch langsamer gehen.
Zwei Wasserfälle nebeneinander. Mehr weiß ich dazu auch nicht zu sagen. Ist aber
ein schönes Naturereignis.
Vor vielen Jahren hat sich hier öfters ein Deutscher Graf, Baron oder so ähnlich
aufgehalten. Er oder sein Kumpel ist dann in die Fluten gestürzt und war hopps.
Stand alles auf eine Broncetafel. Aber ehrlich, ich hab den Rest vergessen.
Und auf die Motorräder und weiter.
Hinter einem mehrere Kilometer langen Tunnel in der Nähe von Roldal kamen wir
auf diese Hochebene. Das hatte eine ganz besondere Stimmung.
Das ist es, unser erstes MTC-Steintürmchen. Es verewigt uns in den Weiten von
Norwegen.
Harte Männer im Schnee.
Unsere Häuschen am Abend in einer Reihenhaussiedlung auf einem Campingplatz bei
Ulefoss am Norsjofjord
Notwendige Kontaktaufnahme mit der Daheimgebliebenen.
Samstagmorgen am Frühstückstisch. Alle gut geschlafen, da konnte es ja weiter
gehen. Für den Tag hatten wir hatten uns vorgenommen, nach einer
Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe von Oslo zu suchen in der wir möglichst
zwei Nächte verbringen wollten. Daher sollten die auch nicht gar so eng
ausfallen.
Es wurde gepackt, nochmal die schöne Aussicht genossen und dann bei bestem
Wetter die Tagestour begonnen.
Mit Hilfe der Straßenkarten und Navis fanden wir einen Campingplatz nach dem anderen. So fuhren wir über 400 km bis abends nach 18:00 Uhr und hatten
immer noch keine passende Behausung gefunden. Entweder waren sie belegt,
reserviert oder viel zu klein.
Vor lauter suchen hatten wir sogar das fotografieren vergessen.
Schließlich kamen wir neben einem Hotel direkt an der E6, der Straße von Oslo
nach Andalsnes, etwa 140 km nördlich von Oslo zum Stehen. Irgendwie hatten wir
alle die Nase voll und so wurde kurzerhand beschlossen, hier für die restlichen
zwei Nächte Doppelzimmern zu nehmen, und diese Entscheidung war gut.
Nachdem die Hotelgaststätte geschlossen hatte, wurden unsere anscheinend nie
versiechenden Restbestände weiter aufgebraucht. Da war ja immer noch
Obstsaft übrig.
Hier hatte man auch mal gut Gelegenheit die verschiedenen Moppeds genauer unter
die Lupe zu nehmen. Da fiel auch schonmal der Begriff Schlachtschiff.
Sonntagmorgen. Der Plan für heute war Lillehammer und Hamar zu besichtigen.
Lillehammer war 1994 der Austragungsort der Winterspiele und vieles, wie hier die
Skisprungschanze, deutet heute noch auf dieses Ereignis hin.
Pflichtprogramm für uns war natürlich das Fahrzeugmuseum in der Innenstadt, was
extremst schlecht zu finden war. Selbst bei den Einheimischen schien es
unbekannt zu sein.
Für den alten Hasen hat ein Blick genügt, der junge Hase musste erst lesen um zu
erkennen: eine BMW R35. Gebaut wurden die ab 1937, hatte 350 ccm, 14 PS und war
mit einem Leergewicht von 170 kg knapp über 100 km/h schnell.
Weiterhin konnte man noch alle möglichen noch ältere und jüngere Zwei- und
Vierräder, Skier, Schlittschuhe, Elektroautos usw. aus frühen Zeiten
bestaunen.Eisessen in Lillehammer
bei einem Stadtrundgang in der Fußgängerzone.
Danach war Hamar unser Ziel. Außer der erfolglosen Suche nach einem Parkplatz,
um eine Festveranstaltung besuchen zu können und einer ausgiebigen Nachmittagspause bei McDoof fällt mir hierzu sonst nichts ein.
Da wir noch nicht auf dem direkten Weg zurück wollten fuhren wir noch eine
Schleife durch das westliche Hinterland des Hotels. Nur gut das da die
Rennleitung keine Fotoapparate aufgebaut hatte.
Und nun ging alles ganz schnell. Ruck Zuck und schon hatten wir geschlafen und
waren am Montagmittag auch schon in der Kabine unsere Fähre die uns zurückbringen
sollte. Das Bild kann vielleicht höchstens ansatzweise die Enge einer Kabine für
vier große Jungens wiedergeben. Dafür hat aber auch der Preis gestimmt.
Norwegen, wir verlassen dich.
Kann es noch schöner sein, Sonne, Bier, Linie und die Gewissheit, unsere
Liebsten werden uns bald wieder in ihre Arme schließen können. Naja das mit dem
Bier hat dann schon ein bisschen Überhand genommen aber was wollten wir machen?
Für die Daheimgebliebenen wurden Fußbälle gebraucht und die gab es nur, wenn
gleich zwei Megakisten Bier im Duty Free gekauft wurden.
Die Restbestände fanden, aufgeteilt in verschiedenen freien Lagerkapazitäten, den
Weg in die Heimat. Eigentlich Wahnsinn, Bier von Norwegen mit nach Hause zu
bringen. Aber im Duty Free waren die Preise bei dieser Abnahmemenge recht
angenehm.
Kein Terroralarm, trotzdem ein Geleitzug. Unserem Dieter wurds ganz warm ums
Herz, war er doch auch mal bei der Marine.
Wer noch weitere Bilder von der Fähre und der Heimfahrt sehen will, kann sich
die Bilder ganz oben ansehen, die sehen genauso aus. Bis auf einen Unterschied,
südlich von Kassel war ein recht heftiger Stau, den wir auf der zweieinhalben
Spur einigermaßen bewältigten. Der direkt folgende sehr heftige Regenschauer
erlebten wir zum größten Teil unter dem Dach der Tankstelle am Hasselberg.
Weil wir aber doch mehr oder weniger nass geworden sind, ist der
Abschlussschmaus ausgefallen und wird bei einer Nachbetrachtung demnächst
nachgeholt.
Wenn der Norweger nicht zu Hause isst, ernährt er sich
hauptsächlich von Pölser. Der
Urlauber nennt sie auch gerne "Bolzen".
Bei besonderen Anlässen genießt er einen Pölser
De Lux. Hierzu wird der Pölser vor
dem grillen mit Speck umwickelt. Diesen nennt der Urlauber dann "Pölser im
Speckmantel" oder einfacher, analog zur oberen Bezeichnung mit
Berücksichtigung des in Gewindeform gewickelten Speckstreifens,
"Gewindebolzen".
Wesentlich einfacher in der Terminologie gestaltet sich
der gemeine Hamburger. Die Bezeichnung dieses Sättigungsmittels hat sich
weltweit mit dem Begriff "Hamburger" etabliert.
Einzig die Auswahl verschiedener Größen von normal bis riesig
schafft Unterscheidungsmerkmale in diesem Land.
In Norwegen gibt es keine Elche!
Denn wenn es Elche
geben würde hätten wir zumindest einen gesehen oder rechts wäre ein
Bild von einem Richtigen.
Was es dort gibt ist ein Dressman, der
macht Reklame für Motorradklamotten.
Jetzt aber Schluss mit dem Scheiß, es gibt auch noch wichtiges zu sagen.
Das Land muss man erlebt haben, Natur ohne Ende.
Die Menschen immer nett und viele können englisch, wodurch man in diesem
Land recht gut klar kommt. Zudem machen die Menschen immer
einen recht stressfreien Eindruck. Wenn man sich erst daran gewöhnt hat, dass
die Bediensteten hinter dem McDoof-Tresen nicht umherhetzen sondern ganz normal
ihre Arbeit verrichten fragt man sich, warum es in unserem Land so anders sein
muss?
Nur den max. 80 km/h auf den Straßen außerorts und dem sehr heftigen Obolus bei
Übertretungen kann ich nicht so richtig was abgewinnen. Wenn das allerdings zu
der extrem defensiven Haltung der Norweger im Straßenverkehr geführt hat,
sollten wir mal überlegen, ob man das nicht auch, aber anders hinbekommen kann.
Das war mir das Wichtigste und sonst, die Truppe hatte zusammengepasst, wir
hatten viel Spaß und die Tage
waren Stressfrei und das war die Hauptsache.
Und dann noch ein riesengroßes Dankeschön an AchimI, hast Du gut gemacht.